Seligstadt

In seiner Blütezeit zählte Seligstadt einmal 800 Bewohner. Überwiegend Siebenbürger Sachsen, aber auch Rumänen, Ungarn und Roma lebten hier friedlich zusammen. Nach dem „Exodus“ der Sachsen (nach 1990) ist die Zahl in Transilvanien auf weniger als ein Viertel geschrumpft.

Eine einzige Sächsin ist zurückgelieben: Sofia Tonca ist 1921 hier geboren, und sie wird nicht mehr gehen. Einmal ist sie in Deutschland gewesen zu Besuch, erzählt sie, aber die „Luft dort war so dick“. In Seligstadt sei sie leicht und so gut wie nirgends sonst. Frau Tonca hat viel zu erzählen, über die Zeit früher, als sie hier aufwuchs und zur Schule ging. Über Besuche in ihrem Haus in der Hauptstraße Nr. 160 freut sie sich. Wer danach durch das Dorf spaziert, der sieht die verfallenden Häuser links und rechts mit anderen Augen und kann sich vorstellen, welch ein Leben hier einmal war.

Heute ist es die Ruhe und die Abgeschiedenheit, die Besucher und Besucherinnen hierher bringt, und die Langsamkeit, mit der die Zeit fortschreitet. Es könnte irgendwann im 19. Jahrhundert sein: Die Bauern bearbeiten ihre Felder mit der Hand, der Tagesrhythmus wird von den Kuh- und Schafherden angezeigt, die morgens und abends entlang der Dorfstraßen auf die Wiesen und zurück getrieben werden. Gänse schnattern am Straßenrand, auf den Bänken vor den Häusern sitzen alte Menschen und unterhalten sich.